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Trockene Haut – warum hilft Wasser allein nicht?

Vielleicht leidest Du auch an juckender, spannender und schuppiger Haut. Wenn ja, hast Du (wenn keine Hautkrankheit vorliegt) trockene oder dehydrierte Haut. Von trockener Haut spricht man, wenn ihr Fett fehlt. Fehlt der Haut hingegen Feuchtigkeit, ist die Haut dehydriert.

Damit ist die Überschrift dieses Artikels im Grunde schon absolut unlogisch – Trockene Haut braucht gerade keine Feuchtigkeit, aber dehydrierte Haut braucht sie. Im Sprachgebrauch sind wir hier allerdings sehr unsauber; umgangssprachlich sprechen wir fast ausschließlich von trockener Haut. Und das oft, ohne zu wissen, was der Haut wirklich fehlt.

Hautschichten

Der Aufbau der Haut

Zunächst einmal muss man verstehen, wie die Haut Feuchtigkeit speichert. Unsere Haut besteht aus verschiedenen Schichten. Grob gegliedert findet sich zuoberst die Oberhaut (Epidermis) mit Hornschicht (Stratum corneum) und Basalschicht (Stratum basale), darunter die Lederhaut (Dermis) mit Bindegewebe, Blutgefäßen, Nerven und Muskelzellen, darunter wiederum die Unterhaut (Subcutis) mit Fettgewebe und Blutgefäßen, darunter die Körperfaszie als Grenzschicht zwischen Haut und Muskulatur, deren Bestandteil feste Kollagenfasern sind, und schließlich folgt die Muskulatur.

Die Oberhaut ist im Gesicht etwa 0,02 mm dick und besteht aus zwei Schichten, der Hornschicht und der Basalschicht. Die Basalschicht bildet die Zellen der Oberhaut. Die gebildeten Zellen werden im Laufe eines Monats langsam an die Oberfläche geschoben. Dabei verhornen die Hautzellen. Die verhornten Hautzellen werden in der obersten Hautschicht in mehreren Lagen übereinander geschichtet und bilden die sog. Hornhaut. Letztendlich sterben die verhornten Zellen ab und werden als Hautschuppen abgestoßen.

Die Hornschicht bildet die Barriere gegen Umwelteinflüsse. Durch die gestapelten verhornten Zellen bildet sie eine Mauer, wobei die sog. Hornzellen durch Hornfette (epidermale Lipide) zusammengehalten werden und zusammen mit Ceramiden eine nahezu wasserundurchlässige Schicht bilden. Die Fette werden in den Talgdrüsen gebildet. Je älter wir werden, desto weniger Fett können unsere Talgdrüsen produzieren.

Die Speicherung von Feuchtigkeit

Nun reicht es leider nicht, Wasser über die Haut laufen zu lassen, damit sie die Feuchtigkeit aufnimmt. In der Hornschicht befindet sich ein Mix aus Wirkstoffen, auch Natural Moisturizing Factor (NMF) genannt. Dieser Mix saugt sich wie ein Schwamm mit Wasser voll. Damit der Schwamm nicht austrocknet, wird die Oberhaut durch die sog. Hautbarriere versiegelt. So soll die Verdunstung von Wasser aus der Haut verhindert werden (sog. transepidermaler Wasserverlust, kurz TEWL).

Deine Haut ist gut mit Feuchtigkeit versorgt, wenn sie genügend NMF hat, um Wasser zu binden, und wenn die Hautbarriere intakt ist, um einen Feuchtigkeitsverlust zu verhindern.

Was genau ist NMF?

Bei NMF handelt es sich um eine Mischung aus wasserlöslichen, starken Feuchthaltemitteln, die der Körper selbst produziert oder aufnimmt. Dazu gehören Aminosäuren, Milchsäuren, Harnstoff, Salze, Hyaluron und Glycerin. Diese Stoffe binden wie ein Schwamm die Feuchtigkeit in der Hornschicht. Ist der Schwamm nicht voll, wird zusätzlich Luftfeuchtigkeit angezogen.

Ist die Umgebungsluft trocken, sorgt das dafür, dass kein frisches Wasser aufgenommen wird und das vorhandene schneller verdunstet. Je älter wir werden, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass in der NMF enthaltene Anzahl der Stoffe sinkt. Zum Beispiel nimmt im Alter der Gehalt an Aminosäuren ab. In der Folge sinkt die Speicherkapazität.

Die Hautbarriere

Die Hautbarriere bildet die Hornschicht. Zum einen schützt sie die Haut vor dem Eindringen von Keimen, Bakterien, Giften etc. Zum anderen verhindert sie das Verdunsten von Wasser. Wird die Barriere löchrig, kann zu viel Feuchtigkeit verdunsten.

Die Hautbarriere wird durchlässig, wenn die Haut falsch gepflegt und ihr dadurch Fett entzogen wird. Um die Barriere zu schützen, solltest Du auf die Reinigung des Gesichts mit Seifen und Tensiden verzichten. Beide Stoffe entfernen Fett. Das ist problematisch, da die Hornzellen durch Fett miteinander verbunden werden und so die Barriere entsteht. 

Auch Emulgatoren können die Hautbarriere angreifen. Wasser und Fett lassen sich nicht auf natürlichem Wege miteinander vermischen. Hier kommen Emulgatoren ins Spiel: Sie verbinden Wasser und Fett miteinander. Die Folge ist, dass der Haut bei jedem Waschen mit Wasser Lipide entzogen werden. 

Um den NMF zu unterstützen, musst Du der Haut Feuchtigkeitsmagneten wie Hyaluronsäure, Glycerin oder Urea (Harnsäure) geben. Um eine gestörte Hautbarriere zu unterstützen, musst Du der Haut hingegen Fett geben.

Woran erkenne ich, ob meine Haut Fett oder Feuchtigkeit braucht?

Spannt und juckt die Haut, spricht vieles dafür, dass der Haut Feuchtigkeit fehlt. Zeigt die Haut trockene Stellen, ist schuppig oder hat sie sogar kleine Risse, benötigt sie hingegen Fett. Um eine genaue Analyse Deiner Haut zu erhalten, empfiehlt sich der Gang zum Profi. Du kannst aber selbst auch einen kleinen Test durchführen:

Schiebe Deine Wange parallel zum Wangenknochen mit Hilfe Deines Zeigefingers leicht von unten nach oben. Bilden sich dabei kleine Querfältchen, ist Deine Haut trocken; ihr fehlt Feuchtigkeit. Bilden sich senkrechte Fältchen, ist Deine Haut trocken und zudem fehlt ihr Fett. 

Mit Wasser Trinken die Feuchtigkeit erhöhen?

Diesen Mythos gibt es schon lange, und er hält sich auch sehr hartnäckig. Die Wahrheit ist allerdings: Gerade einmal 1 % des Wassers, das Du durch Trinken aufgenommen hast, erreicht Deine Haut. Der Großteil des Wassers wird von den anderen Organen und dem Gewebe aufgenommen. Bis das Wasser die Haut erreicht, sind viele Zwischenschritte notwendig: Das Wasser fließt zunächst durch den Darm, gelangt dann in den Blutkreislauf, wird von den Nieren gefiltert und dann irgendwann … erreichen ein paar Tropfen des Wassers auch Deine Haut. 

Kommen wir also zur Ausgangsfrage – warum hilft Wasser nicht gegen trockene Haut?

Selbstverständlich braucht die Haut Wasser, um feucht (und nicht trocken) zu sein. Verliert die Haut Feuchtigkeit oder kann sie nicht genug davon speichern, hilft aber auch alles Wasser nicht. Man muss der Haut, je nach Bedarf, entweder die Möglichkeit geben, mehr Wasser zu speichern, indem man ihr Glycerin, Urea oder ähnliches zuführt.

Ist die Hautbarriere angegriffen, muss diese durch fetthaltige Produkte unterstützt werden, damit die Haut wieder mehr Feuchtigkeit speichern kann.

Übrigens: kalkhaltiges Wasser schadet der Haut, dehydriert sie (entzieht also Wasser) und trocknet sie aus (entzieht also Fett). Grund dafür sind die Mineralrückstände (Calcium, Magnesium etc., die sich miteinander verbinden, so dass schließlich Kalk entsteht), die auf der Haut zurückbleiben. Diese können auch zu Hautirritationen führen und sogar Ekzeme auslösen. Zudem schwächt kalkhaltiges Wasser die Hautbarriere. Die Folge: Der transepidermale Wasserverlust wird erhöht, die Haut verliert also Feuchtigkeit. Zudem können die Mineralien und der Kalk die Poren verstopfen und Hautunreinheiten begünstigen. Die Rückstände können einfach entfernt werden, wenn man nach der Reinigung mit einem Tonic „nachreinigt“.

Beitragsbild: © 2021 Michael Heinbockel (michaelheinbockel.de)

Make-up-süchtige Autorin. Rechtsanwältin. Katzennärrin. Nervtötend.

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